Mit nur einem Gang von Hamburg nach Berlin

Am 11. Oktober fand das diesjährige Zeitfahren “Hamburg – Berlin” statt, welches zum wiederholten Male vom Audax Club Schleswig Holstein organisiert wurde. 285km auf dem Rad…ohne Begleitfahrzeug…auf eigene Faust, d.h. die Strecke muss selbst gesucht und gefunden werden und Verpflegung sowie Reparaturmaterial müssen eigenständig mitgenommen werden. Mehrere Hundert Radverrückte nahmen an dem Event teil, darunter auch vier Kuriere von Fahrwerk als Team „Empor Ost-Berlin”. Das Fahrerfeld setzte sich aus einem breiten Spektrum zusammen, von Hobbyradlern bis hin zu professionellen Zeitfahrteams und sogar High-Tech-Vollcarbon-Velomobilen war alles am Start. In einem Punkt unterschieden wir uns jedoch gewaltig von allen anderen Fahrern; wir waren die einzigen Teilnehmer, die das Rennen mit nur einem Gang bestreiten wollten, drei von uns mit Singlespeed-Rädern und einer sogar mit starrer Nabe ohne Freilauf.

HH-Berlin

Am Abend davor ging es mit dem Linienbus inklusive den Rädern nach Hamburg. Nach einem ordentlichen Abendessen mit Nudeln und einer kurzen Nacht (der Wecker klingelte um 04:00 Uhr) gingen wir um Punkt 7 Uhr an den Start. Wir hatten uns eigentlich vor dem Rennen vorgenommen nicht gleich zu schnell anzugehen, wollten aber auch nicht permanent stupide auf den Tacho schauen, sondern einfach so fahren wie wir uns fühlen. Da zu Beginn des Rennens viele Personen oder Gruppen direkt nacheinander starteten, formierten sich nach wenigen Kilometern bereits einige größere Gruppen von bis zu 20 Fahrern. In einer davon fuhren auch wir mit und so gingen die ersten Kilometer recht zügig und trotzdem kräfteschonend vorbei. Nach etwa 50km gab es dann einen doch recht “hügeligen” Streckenabschnitt mit drei kurzen aber sehr steilen Anstiegen… hier zerfiel die Gruppe und auch wir verloren den Anschluss, weil wir sowohl Berg auf als auch Berg ab nicht das Tempo der Räder mit Schaltung mitgehen konnten. Vor allem unser Fahrer Robert (mit seinem Fixie) hatte hier bei den Abfahrten zu kämpfen, die 70km/h mit einer gefühlten Trittfrequenz von 150 rpm mitzugehen :) Aber wir hatten trotzdem unseren Spaß und kamen erfolgreich über die Hügel. Die nächsten 40km fuhren wir dann zu Viert weiter in Richtung des ersten und einzigen Checkpoints.

Nach 90km erreichten wir dann den Checkpoint an der Dömitzer Brücke. Dort wurde nochmal aufgetankt und die Speicher aufgefüllt. Nach einer relativ kurzen Pause von 15 Minuten sollte es auch schon wieder weitergehen… wir verließen die Raststelle und kamen gleich wieder in unseren Rhythmus. Bisher waren wir schneller unterwegs, als wir uns vorgenommen hatten und bewegten uns bislang mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 31,8 km/h fort. Geplant war ab hier alle 60km (also etwa alle 2 Stunden) eine kleine Pause zum Auffüllen der Getränke zu machen. Und es lief soweit auch ganz gut. Mit zwei weiteren Fahrern bestritten wir die nächsten 60km… 150km geschafft. So gut wir uns auch bisher fühlten, der Gedanke, dass man nun gerade einmal die Hälfte der Gesamtstrecke zurückgelegt hatte, ernüchterte in dem Moment ohne Frage.

Egal… weiter ging es und bei ca. 180-200km wurde es zum ersten Mal schwer für uns. Man merkte, dass die Abstände zwischen uns größer wurden und der Tritt etwas unrunder. Wir aßen und tranken zusätzlich etwas (vor allem schnell verfügbare Energie durch Gels) und wurden von einer schnelleren Gruppe überholt. Wir nahmen nochmal alle Kräfte zusammen und hielten den Anschluss an die Gruppe. Mit vereinten Kräften schafften wir es so uns aus dem Tief zu fahren und rollten mit der Gruppe voran…bei Kilometer 220 das letzte Mal 15 Minuten anhalten und Wasser auffüllen.

Die letzten 60km liefen dann nochmal richtig gut. Mit einer etwas langsameren Gruppe fuhren wir einige Zeit bis wir uns entschlossen noch ein letztes Mal anzugreifen und die Zeit zu verbessern. Mit 37km/h fuhren wir die letzten 12 km in Richtung Berlin-Spandau. Mit letzter Kraft nahmen wir die letzten Kurven und Ampeln, zurück in unserem gewohnten Terrain; dem Stadtverkehr :)

Nach 10 Stunden und 25 Minuten erreichten wir erschöpft, aber glücklich das Ziel, das Wassersportheim Gatow. Unser Ziel unter 11 Stunden anzukommen erreichten wir damit mehr als sicher und mit der Nettofahrzeit von 09:15 für knapp 300km (inklusive der Fahrt zum Start in Hamburg) waren wir mehr als zufrieden. Das Rennen war eine tolle Erfahrung für uns alle und die Planung ähnlicher Events im kommenden Jahr ist schon in Gange!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert